/

 

Nürnberger "Paul Ehrlich Magic Bullet Award"

für Prof. Dr. George Drusano (USA)


Auszeichnung für das Lebenswerk:

Resistente Keime können durch gezielten Antibiotika-Einsatz verhindert werden  

Die Entwicklung von Strategien gegen gefährliche Infektionen ist eine der wichtigsten Aufgaben der Medizin – und der Politik: Beim G7-Gipfeltreffen in Schloss Elmau stand sie unlängst auf der Agenda der Weltpolitik. Neue Arzneimittel werden dringend benötigt, um resistente Keime zu bekämpfen, gegen die kaum noch ein Mittel wirkt. Aber auch kluge Strategien beim Einsatz der Antibiotika, die derzeit zur Verfügung stehen, sind erforderlich und bringen bereits Lösungen.

Der amerikanische Wissenschaftler Professor Dr. George Drusano , Universität Florida, hat mit seinen Studien dazu beigetragen, dass verfügbare Antibiotika bei gefährlichen Infektionen nach wie vor effektiv eingesetzt werden können. Für sein außerordentliches Lebenswerk wurde er beim Festabend am 22. Oktober 2015 im Nürnberger Historischen Rathaussaal im Rahmen der Nürnberger Paul-Ehrlich-Tage mit dem zum dritten Mal verliehenen „Paul Ehrlich Magic Bullet Award“ des Instituts für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung, IBMP, Heroldsberg, ausgezeichnet.


Warum sind manche „Magic Bullets“ heute wirkungslos? 

„Magic Bullets“, magische Kugeln oder Geschosse, die nur den Krankheitserreger, aber nicht das gesunde Gewebe treffen, waren ein Lebenstraum des Nobelpreisträgers Ehrlich, den er mit der Entwicklung des Anti-Syphilis-Mittels Salvarsan Anfang des 20. Jahrhundert  verwirklicht hat. Die Paul-Ehrlich-Tage in Nürnberg zum Gedenken an den 100. Todestag des großen Wissenschaftlers, dessen Wirken die Medizin bis heute prägt, werden gemeinsam von der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, vom Klinikum Nürnberg und vom IBMP veranstaltet.

Warum funktionieren potente Antibiotika, die ehemaligen „Magic Bullets“, nicht mehr, warum werden Bakterien resistent? „Die Erreger reagieren auf den Einsatz von Antibiotika mit Abwehrmechanismen und Veränderungen in ihrem Erbgut, die ihr Überleben sichern“, erklärt Professor Drusano. Antibiotika werden z.B. inaktiviert durch die Produktion von Proteinen. Die genetisch veränderten Bakterien vermehren sich oft rasant und müssen mit anderen Mitteln in Schach gehalten werden.

 




Kombinationen und Wirkstoffmessungen von Antibiotika sind effektiv

Wie kann die Ausbildung von Resistenzen vermieden werden?  Optimale Kombinationen von Antibiotika, die unterschiedliche Wirkmechanismen ausüben, sind eine Option, wie Professor Drusano für die Tuberkulose nachweisen konnte, die sich derzeit weltweit wieder ausbreitet und zudem unbehandelbar zu werden droht.

Doch auch eine Therapie mit nur einem Antibiotikum ist noch nicht obsolet. Allerdings kommt es auf die Dosierung und den gezielten Einsatz an: In einer Studie hat Professor Drusano erstmals gezeigt, wie ein einziges Antibiotikum optimal dosiert werden sollte, um die Resistenzentwicklung zu vermeiden.  „Entscheidend ist es, für jede Infektion die individuell richtige Wirkstoffkonzentration des Antibiotikums zu erzielen “, sagt der amerikanische Antibiotika-Forscher. So könne man erreichen, dass sich keine Resistenzen ausbilden bzw. die Vermehrung resistenter Erreger gestoppt wird. In Tierexperimenten an Mäusen konnte Professor Drusano mathematische Modelle und Einsatzpläne entwickeln, die nun erfolgreich beim Patienten eingesetzt werden.

Effektive Strategien bei Antibiotika-Therapie kommen im Klinikum Nürnberg zum Einsatz

Auch Patienten im Klinikum Nürnberg profitieren bereits von diesen Forschungsarbeiten. Vor allem die Intensivstationen kooperieren bei gefährlichen Infektionen wie einer Sepsis mit dem Heroldsberger IBMP. Die Wirkspiegel werden exakt bestimmt, so dass die Antibiotika-Konzentration individuell bei jedem Patienten auf seine Infektion abgestimmt werden kann.  

Diese Methodik, „Paul-Ehrlich-Anti-Infektiva-Konzentrationsmessung“ oder kurz PEAK genannt, steht ebenfalls ganz in der Tradition des Nobelpreisträgers, von 1908 dessen Forschungsergebnisse vor mehr als 100 Jahren den Grundstein für eine wissenschaftliche Infektionsbekämpfung gelegt haben.

Literatur: Jumbe, N, …. Drusano, G: Application of a mathematical model to prevent in vivo amplification of antibiotic-resistant bacterial populations during therapy J. Clin. Invest. 112:275–285 (2003) doi:10.1172/JCI200316814.

Quelle:  https://www.klinikum-nuernberg.de/DE/ueber_uns/Archiv_Neuigkeiten/2015/20151022-Drusano.html (Stand: 22.10.2015 10:55), Autorin: Dr. Annette Tuffs, Leiterin Unternehmenskommunikation