Drug Monitoring von Antiinfektiva ist ein Thema in den Klinken!
Hinweis PEAK-Substanzliste:
Aufgrund mehrerer Anfragen haben wir Oseltamivir (Tamiflu®) in die PEAK-Liste der messbaren Substanzen aufgenommen. Gemessen wird natürlich der aktive Metabolit Oseltamivircarboxylat.
Freitag 13. Januar 2017; 14:00 Uhr
Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU)/
Klinikum Nürnberg
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
es vergeht kaum eine Woche, in der nicht in einem Medium auf das heranziehende „Zeitalter der wirkungslosen Antibiotika“ hingewiesen wird. Besonders den Kliniken gilt das öffentliche Interesse und nicht selten werden Schreckensszenarien mit resistenten Keimen konstruiert. Aber auch bei den niedergelassenen Kollegen ist das Thema „rationaler Antibiotikagebrauch“ längst angekommen.
Das Klinikum Nürnberg mit der Paracelsus Medizinische Privatuniversität Nürnberg möchte im Sinne einer individualisierten Behandlung zum Vorreiter einer rationalen Antiinfektiva-Therapie mit dem Schwerpunkt „Therapieoptimierung durch Konzentrationssteuerung“ werden. Das Therapeutische Drug Monitoring (TDM) im Bereich der Antiinfektiva wird heute nicht mehr nur zu der Verhinderung von Nebenwirkungen der Aminoglykoside und Vancomycin verwendet, sondern auch zur Optimierung der Wirkung vieler Antiinfektiva eingesetzt. Bei einem Symposium während des DIVI-Kongresses 2016 in Hamburg sprachen sich die Teilnehmer nachhaltig für ein TDM von Antiinfektiva aus.
Möglich wurde dieses ehrgeizige Projekt an unserem Klinikum durch eine enge Zusammenarbeit mit Herrn Professor Sörgel vom Institut für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung in Heroldsberg. Dort dürfte die weltweit größte Erfahrung mit der Messung von Antiinfektiva vorliegen. Mehrere Kliniken in Deutschland und Europa nutzen bereits unser Angebot für Messungen von Antiinfektiva und nachfolgender Interpretation der Messergebnisse.
Wir laden alle am TDM von Antiinfektiva (PEAK*) interessierten Kolleginnen und Kollegen zu einem kurzen aber intensiven Gedankenaustausch nach Nürnberg ein. Unser neuer Hörsaal der Paracelsus Medizinische Privatuniversität bietet den passenden Rahmen.
Mit kollegialen Grüßen und besten Wünschen für die Adventszeit, ein schönes Weihnachtsfest und ein gesundes neues Jahr.
Univ.-Prof. Dr. Martin Wilhelm,
Univ.-Prof. Dr. Axel Junger,
Univ.-Prof. Dr. Michael Christ,
Dr. Rainer Höhl
*In Erinnerung an den Begründer der antimikrobiellen Chemotherapie führen wir diese Messungen unter dem Stichwort PEAK durch, ein Akronym: Paul Ehrlich Antiinfektiva Konzentrationen.
Programm
Veranstaltungsort: Bürgersaal der Kerscher-Stiftungen / Haus 57
Klinikum Nürnberg, Prof.-Ernst-Nathan-Str. 1, 90419 Nürnberg
Begrüßung und Einführung in das Thema
14:00
Begrüßung
Günter Niklewski, Nürnberg
14:05
Einführung in das Thema
Martin Wilhelm, Nürnberg
Grundlagen des Therapeutischen Drug Monitoring (TDM) von Antiinfektiva
Vorsitz: Martin Wilhelm und Thomas Bertsch, Nürnberg
14:10
Infektionen und Antiinfektiva auf der Intensivstation
Michael Christ, Nürnberg
14:25
MHK – Eine Altbekannte mit neuem Teamgeist in der Wirkungsoptimierung von Antiinfektiv
Renate Ziegler, Nürnberg
14:40
Kurs halten: Antiinfektiva-Konzentrationen als rasante Berg (cmax) und Talfahrten(cmin);
PK/PD-Prinzipien von Antibiotika und Antimykotika
Florian Thalhammer, Wien
15:10
Alle(s) E(e)hrlich: Therapeutisches Drug Monitoring (TDM) von Antibiotika (PEAK) -
Standard in der Intensivmedizin!?
Fritz Sörgel, Nürnberg-Heroldsberg
15:25
Ein „Fall für Zwei“: Über das Maßschneidern von Antiinfektivatherapie in Wien und Nürnberg
Florian Thalhammer, Wien, und Rainer Höhl, Nürnberg
15:45
Diskussion der Vorträge
Wenn die Dosierung schwierig ist
Vorsitz: Axel Junger und Michael Christ, Nürnberg
16.00
Sepsis und Organversagen
Axel Junger, Nürnberg
16:15
Niereninsuffizienz, Nierenersatztherapie – eine pharmakokinetische Herausforderung
Thomas Schrauzer, Nürnberg
16:25
ECMO – die nächste pharmakokinetische Unbekannte
Matthias Baumgärtel, Nürnberg
16:35
Einfluss von Nierenersatzverfahren am Beispiel von Meropenem
David Czock, Heidelberg
16:50
Zwei Jahre PEAK in Nürnberg
Rainer Höhl, Nürnberg
Die Teilnehmer des Symposiums sind eingeladen, eigene Fälle mit oder ohne TDM-Messungen vorzustellen, mit dem Ziel, die Bedeutung von TDM in der Antiinfektiva-Therapie von Schwerkranken zu diskutieren.
17.25
Zusammenfassung
Martin Wilhelm und Axel Junger, Nürnberg
ca. 17:30
Ende des Symposiums
Vorsitzende und Sprecher
Univ.-Prof. Dr. Dr. Günter Niklewski | Univ.-Prof. Dr. Martin Wilhelm | Univ.-Prof. Dr. Michael Christ |
Univ.-Prof. Dr. Axel Junger | Univ.-Prof. Dr. med Thomas Bertsch | Dr. Rainer Höhl |
Dr. Renate Ziegler | Dr. Thomas Schrauzer | Dr. Matthias Baumgärtel |
Univ.-Prof. Dr. Florian Thalhammer | Prof. Dr. Fritz Sörgel |
Die Teilnehmerzahl ist auf NEU (9.1.17): 120 begrenzt.
Die Veranstaltung wird ohne Unterstützung durch einen industriellen Sponsor durchgeführt.
Bitte beachten sie Aktualisierungen des Programmes auf dieser Homepage.
Die Teilnahme am Symposium ist kostenlos. Die Teilnehmer erhalten ein Teilnahmezertifikat.
Anmeldung mit Name, Adresse und Telefonnummer formlos unter ibmp@osn.de, Betreff: PEAK – Symposium
oder Fax an 0911 518 2826
Organisation
IBMP – Institut für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung,
Paul-Ehrlich-Str.19, 90562 Nürnberg-Heroldsberg, Tel. 0911 518 280; ibmp@osn.de
Kongress-Sekretariat PEAK: Dr. Martina Kinzig, Erhard Berndes
Anfahrtsbeschreibung siehe letzte Seite oder Homepage https://www.klinikum-nuernberg.de
HINWEIS
Ab 13:00 Uhr gibt Herr Univ.-Professor Florian Thalhammer aus Wien im Vortragssaal des Symposiums eine Einführung in die von ihm entwickelte App „Antibiotika & Antiinfektiva“.
18:00
Filmvorführung im gleichen Saal
Breaking the Mould – The Story of Penicillin
Spielfilm AU, 2010
Im Anschluss an das Symposium wird im gleichen Raum der Film „Breaking the mould“ der BBC gezeigt. Ein anrührender Spielfilm, also kein Dokumentarfilm, der eindrucksvoll und historisch authentisch die Entwicklungsgeschichte des Penicillin G von 1938-1942 in Oxford/UK zeigt. Der Film relativiert auch die Beiträge von Alexander Fleming, der gemeinhin als der Penicillin-Pionier in die Geschichte einging. Der 80-minütige Film ist in Englisch mit englischen(!) Untertiteln.
Vor Beginn der Filmvorführung gibt es zum Preis von 5 Euro einen kleinen Imbiss und nicht-alkoholische Getränke.
MEMOND - MEdizin Museum ON Demand
Vor und nach der Veranstaltung ist noch Gelegenheit, einen kleinen Ausschnitt aus dem „Medizin Museum On Demand Heroldsberg“ mit Originalexponaten aus dem Labor von Paul Ehrlich (u.a. eine Originalampulle von Salvarsan aus dem Jahr 1910) und Gerhard Domagk (Nobelpreis Sulfonamide 1939) sowie die ersten kommerziell erhältlichen Penicilline zu sehen.
Woher kommt das Akronym PEAK?
Das Akronym soll an die epochalen Leistungen von Paul Ehrlich während seiner Zeit in Frankfurt/Main bei der Entwicklung der Chemotherapie erinnern. Weiter oben auf dieser Seite ist eine handschriftliche Äußerung von Paul Ehrlich zum Thema „Dosierung bei eingeschränkter Organfunktion“ zu sehen. Fast eine Ironie, dass wir im Jahr 2016 keine ausreichende Daten zur Dosierung von Arzneistoffen bei Schwerkranken haben, wie es Ehrlich in diesem auf das Jahr 1910 datierten Text und typischen Ehrlich-Stil und Orthografie fordert:
„…Versuche an normalen Tieren, wie solche fast ausschließlich in der pharmakologie verwandt werden, sind für die allerwichtigste fragestellung ganz bedeutungslos. Wir erfahren den durch solche versuche nur die gefahren, welche zu große dosen der betreffenden stoffe (z.b. quecksilber) mit sich bringen. Es hat das natürlich keine bedeutung…“ (Paul Ehrlich, 1910, Faksimile s. oben).
Was macht PEAK?
Erreichte Konzentrationen von antiinfektiven Wirkstoffen im Körper sind häufig schwer vorhersagbar, vor allem bei besonderen Populationen wie Schwerkranken, Neugeborenen, Patienten mit Organversagen oder stark übergewichtigen Patienten. Das Therapeutische Drug Monitoring (TDM) kann hier helfen, die richtige Dosierung für Patienten zu finden, auch wenn die Datenlage für den Nutzen dieses Verfahrens bei solchen Substanzen noch unvollständig ist. Für die Mehrzahl der Antiinfektiva gab es aber bisher keine Laboratorien, die eine entsprechende Analytik zeitnah anbieten können, und oft ist auch der Probenversand eine erhebliche Herausforderung.
Dass man über diesen Ansatz zur Verbesserung der Therapie mit der großen Zahl von Antibiotika und Antimykotika heute überhaupt nachdenken kann, verdankt man neueren analytischen Methoden. Mithilfe der Tandem-Massenspektroskopie ist in der Hand des erfahrenen Analytikers praktisch jede antiinfektive Substanz messbar. In Nürnberg kommt uns da zugute, dass wir mit dem von Herrn Professor Sörgel geleiteten Institut für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung (IBMP) eine langjährige Kooperation auf dem Gebiet der Arzneimittelanalytik von Antiinfektiva und auch onkologischen Substanzen etabliert haben. In dem Institut sind sicherlich weltweit die meisten Messungen von Antibiotika in Blut, Urin und Geweben durchgeführt worden. Bereits seit mehreren Jahren werden die dort entwickelten Methoden auch in der Klinik eingesetzt. Fast 40 Antibiotika und Antimykotika können innerhalb von weniger als einer Stunde gemessen werden. Das nutzen wir aktuell auch für unsere Intensivstationen und können hierfür auf ein einmaliges Angebot des therapeutischen Drug-Monitorings (TDM) zurückgreifen, das wir PEAK nennen. Längst nutzt auch eine steigende Zahl von anderen Kliniken in Deutschland PEAK mit Erfolg. PEAK liegt die Idee zugrunde nicht unbedingt nur mit Simulationen der Wirkstoffkonzentrationen Dosierungen vorherzusagen, sondern mithilfe einer inzwischen großen pharmakokinetischen Datenbank des IBMP, die auch die Referenzwerte von Gesunden enthält, die tatsächlichen Wirkspiegel zu messen.
1. PEAK – Regionalkonferenz
Das Symposium in Nürnberg ist die erste Regionalkonferenz von PEAK. Es werden dazu im Jahr 2017 voraussichtlich vier Regionalkonferenzen in Deutschland stattfinden. Durch die Messung der Antiinfektiva soll PEAK auch eine Vermittlung von PK/PD-Prinzipen und v.a. einen kritischen Umgang mit ihnen erreichen. Am Ende werden die in Deutschland erzielten Ergebnisse auf der dritten Weltkonferenz (EHRLICH III) vor Vertretern der 100 Länder vorgestellt, die am EHRLICH I (http://www.ehrlich2004.org/) und EHRLICH II (http://www.ehrlich2008.org/) Kongress teilnahmen, um so eine internationale Abstimmung und Standardisierung der Vorgehensweise weltweit zu ermöglichen. In Deutschland ein solches Programm zu starten ist sicher im Sinne Paul Ehrlichs.
Wie funktioniert PEAK ?
PEAK soll es Ärztinnen und Ärzten in Europa ermöglichen, eine Antibiotika-Therapie nach PK/PD-Prinzipien zu optimieren. PEAK beinhaltet derzeit fast 40 messbare Antiinfektiva. Durch die große Auswahl an messbaren Substanzen sind Ärztinnen und Ärzte, die Wirkstoffkonzentrationen für ihre Therapieentscheidungen als wichtig ansehen, nicht auf ganz wenige, üblicherweise messbare Substanzen beschränkt. PEAK vergrößert in diesen Fällen also die Therapiefreiheit.
Logistik
Die Proben werden von fast allen Orten in Europa bis spätestens 20:00 Uhr abgeholt; in der Region Nürnberg werden die Proben durch einen Fahrer abgeholt. Die Probenabholung wird vom IBMP organsiert. Je nach Dringlichkeit erhalten die PEAK-Mitglieder ihre Ergebnisse bis zum nächsten Morgen zwischen 8:30 und 12:00 Uhr per E-Mail oder Fax. Mit der für PEAK entwickelten Verpackungstechnik ist eine Versendung in Trockeneis nicht erforderlich. Die Transportkosten liegen unter 20 Euro. Die Möglichkeit einer frühabendlichen Abholung der Proben soll dem Kliniker die Möglichkeit geben, auch bei spät am Tag begonnenen Therapien (z.B. einer Dauerinfusion) schon am nächsten Vormittag Wirkstoff-Konzentrationen zu erhalten. Bei Dauerinfusion von Antibiotika wurde auf dem DIVI 2016 von allen Experten und im Publikum TDM einhellig empfohlen.
Expertenbeirat
PEAK besitzt einen internationalen Expertenbeirat, der voraussichtlich ab März 2017 wöchentlich in einer Telefonkonferenz interessante Fälle bespricht. Vorsitzender des Beirates, der zurzeit 10 renommierte Experten umfasst, ist Professor George Drusano, Univ. of Florida, USA.
Eine kurze Zusammenfassung der PEAK – Pläne findet sich in einer kürzlich publizierten Arbeit:
F. Sörgel et al. Pharmakokinetik und Pharmakodynamik von Antibiotika in der Intensivmedizin;
Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin, 2016 Oct 24.
[vorab online beim Springer-Verlag oder den Autoren verfügbar; im Heft ab Frühsommer 2017]
Messbare Substanzen (Stand 5. Dezember 2016)
Antibiotika: Ampicillin, Cefazolin, Cefotaxim/Desacetlycefotaxim, Cefepim, Ceftarolin, Ceftazidim, Ceftriaxon, Cefuroxim, Cilastatin, Ciprofloxacin, Clarithromycin, Clavulansäure, Clindamycin, Colistin, Doxycyclin, Erythromycin, Flucloxacillin, Fosfomycin, Imipenem, Levofloxacin, Linezolid, Meropenem, Metronidazol, Moxifloxacin, Norfloxacin, Piperacillin, Posaconazol, Sulbactam, Sulfamethoxazol, Tazobactam, Tigecyclin, Trimethoprim
Antimykotika: Anidulafungin, Caspofungin, Fluconazol, Isavuconazol, Itraconazol, Micafungin, Posaconazol, Voriconazol.
Die Zahl der messbaren Substanzen wird ständig erweitert. Neue Substanzen auf Anfrage. Derzeit in der Entwicklung: Avibactam, Ceftolozan, Ceftobiprol, Chloramphenicol, Daptomycin, Metronidazol, Rifampicin / Tuberkulostatika u.ä.
Für Anfragen einfach eine eMail an ibmp@osn.de mit Name und genauer Adresse des Klinikums, Station und wichtigen Details.
Hinweis auf eine organisierte Fahrt zur Verleihung des Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis
Am 14. März 2017 fährt wie jedes Jahr eine Gruppe Interessierter zur Verleihung des Ehrlich/ Darmstädter-Preis in der Paulskirche nach Frankfurt/Main. Der Tag ist der 112. Geburtstag von Paul Ehrlich. Eine Teilnahme ist nur mit gültiger Berechtigungskarte der Paul Ehrlich–Stiftung möglich, die sie über uns (IBMP) erhalten. Eine Besichtigung des Ehrlich-Labors im Georg-Speyer-Haus vor der Veranstaltung kann auf Wunsch organisiert werden. Gegen eine Unkostenbeteiligung können angemeldete Teilnehmer mit nach Frankfurt fahren, je nach Teilnehmerzahl mit Privatautos oder einem Kleinbus.
Abfahrt gegen 13:00 Uhr, Rückkehr gegen 22:00 Uhr.
Berechtigungskarte anfordern über ibmp@osn.de, Betreff: Paulskirche
Bild von der Preisverleihung letztes Jahr: Nobelpreisträgerin Prof. Dr. Ada Yonath (Nobelpreis für Chemie 1999 für die Beschreibung der Wirkungsmechanismen von Antibiotika am Ribosom) mit den Drs. Höhl und Kitzsteiner vom Klinikum Nürnberg (rechts) und Prof. Sörgel (links)